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Jakoba Kracht: SpätSchicht - Farbkonstellationen

Jede neue Farbschicht reagiert, stellt in Frage und vernichtet.

Jede neue Farbschicht erhält ihre Bedeutung durch die unter ihr liegenden Schichten.

Jede neue Farbschicht bewahrt die Erinnerung.

Schicht für Schicht erobert die Farbe den Malgrund. In breiten Zügen aufgetragen, überzieht sie die Bildfläche wie ein dichtgewebter Teppich. An einigen Stellen blitzt der darunterliegende Farbton hervor. Schmale Linien ziehen sich, einem gliedernden Gerüst gleich, über das Format, deuten Bildraum an oder erzeugen Gleichgewicht. Jakoba Krachts Bilder wirken durch die Gestaltungskraft der Farbe. Dabei ist es nicht die besondere Intensität der Farben und auch nicht die Verwendung von prägnanten Kontrasten. Es ist vielmehr der sensible Umgang mit der Farbe in ihrer Schichtung, der ihre Bilder für den Betrachter zum Erlebnis macht.

Jakoba Kracht kommt aus der Bühnenmalerei. Nach dem Studium arbeitete sie mehrere Jahre bildnerisch am Theater. Daraus entwickelte sich eine Tätigkeit auf dem Gebiet der Wandmalerei bei künstlerischen Raumgestaltungen. Bei diesen eher zweckgebundenen Aufgaben ergaben sich stets Freiräume, die Kracht zum Weiterentwickeln bekannter Farbstrukturen und zu neuen Experimenten mit dem Malmaterial antrieben. Seit knapp fünf Jahren entstehen eigenständige künstlerische Arbeiten, die sich durch einen klaren Aufbau und eine ästhetische Farbgestaltung auszeichnen.

Die Bilder entstehen in einem oft mehrmonatigen Arbeitsprozess. Auf eine Metallplatte trägt Kracht Farben auf, die sie aus Pigmenten und Wasser mischt. Wie in der Lasurmalerei wird Schicht für Schicht ein neuer Farbton mit breitem Pinselstrich aufgetragen. Dunklere Schichten scheinen durch die helleren durch. Es entsteht ein dicht strukturiertes Gewebe von Flächenüberlagerungen und Pinselspuren, die den Auftrag der Farbe nachvollziehbar machen.

In die großflächig verdichtete Bildstruktur greift Kracht nun reduktiv bzw. additiv ein. Mittels Sandpapier wird die aufgetragene Farbe an einigen Stellen wieder abgeschliffen, so dass darunterliegende Schichten zum Vorschein kommen. Durch die unregelmäßige Tiefe der so abgetragenen Flächen treten verschiedene Farben hervor und geben dem Bild einen unruhigen, durch Kratz- und Pinselspuren geprägten Charakter.

Die in diesem Prozess entstandene Bildfläche erhält nun ein durch Linien markiertes, ordnendes Gerüst. Kracht arbeitet dabei intuitiv, sucht die klare Trennung, aber auch Sinnlichkeit und Harmonie. Die Linien werden mit Ölfarbe aufgetragen. Sie liegen sichtbar erhoben über den abgeschliffenen Flächen. Ausschließlich senkrecht und waagerecht gesetzt, bilden sie ein erkennbares Gliederungs- und Trennungselement. Als schmale Gerade ziehen sie sich wie Bänder von einer Seitenkante zur gegenüberliegenden. Krachts Linien sind einerseits streng, andererseits arbeitet sie mit der Farbe und ihren Verläufen. Es ist ein elektrisierender Weg im steten Einlassen auf das Malmittel und im gleichzeitigen Prüfen der wachsenden Komposition.

Neben den linearen Strukturen prägen breitere, mittels eines Spachtels aufgetragene Flächen, die sich deckend über die darunterliegenden Farbschichten legen, die Bilder. Kracht arbeitet auch hier mit den vorhandenen Schichten, lässt an bestimmten Stellen kleine Partien offen stehen. An den Farbrändern wird die Schichtung nachvollziehbar. Die Bildfläche verwandelt sich zur strukturellen Landschaft, in der plastische und räumliche Dimensionen sichtbar werden.

In neueren Arbeiten wird dieses haptische Seherlebnis von der Künstlerin bewusst beeinflusst. Durch den gleichmäßigen Farbauftrag der linearen Elemente und durch die im Reduktionsverfahren bearbeiteten Flächen entstehen so genannte Farbintarsien. Die Farbschichten liegen dabei in einer Ebene auf dem Bildgrund und entfalten trotzdem einen räumlichen Charakter.

Krachts Bilder sind von einer hellen, oftmals kühlen Farbigkeit geprägt. Neben Weiß- und Grautönen bilden vor allem Rosa, Mintgrün und ein helles Gelb, seltener Violett- und Brauntöne ihre Palette. Diese Farbwahl entsteht aus der Intuition heraus, erklärt die Künstlerin. Es ist eine zarte, verhaltene Farbwahl, die, durch die teilweise rohe Struktur des sichtbaren Farbauftrags und das überraschende Aufblitzen in der undichten Farbdecke, kraftvoll wirkt. So entwickeln sich reizvolle Einblicke in die Wirkung geschichteter Farbflächen.

Für Jakoba Kracht ist jedes Bild ein neuer, spannender Weg, weiß sie doch nie ganz genau, wie sich die Farbschichten in der Überlagerung und im Reduktionsverfahren entwickeln. Ihre künstlerischen Arbeiten kann man der Konkreten Kunst zuordnen, sind es doch eine klare, mittels Linien aufgebaute Formsprache und die Farbe, die ihre Ausdrucksmittel darstellen. Dennoch ist ihre Kunst weniger an den mathematischen Gesetzlichkeiten orientiert, als vielmehr an der intuitiven Erforschung von Farbschichtungen in einer klar strukturierten Bildkomposition.


Nora Arnold, Kunstwissenschaftlerin, M.A.

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